Geocoaching mit Android

7. Oktober 2009 | Mittwoch, Oktober 07, 2009

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Wagemutig habe ich es auf einen halsbrecherischen Selbstversuch ankommen lassen. Halsbrecherisch, weil es keinen Fallback-Modus gab. Nur mit dem Android bewaffnet wollte ich hinaus in die Welt. Mit dem Android und ein paar “Apps”. Doch zunächst habe ich, ganz im herkömmlichen Stil, fein säuberlich eine spezielle Software, die ich auch für das bis dato genutzte Handgerät einsetze, befragt und selbiges nach intensiver Filterorgie eine GPX-Datei* ausgeben lassen. Die GPX-Datei enthält alle relevanten Informationen über Geocaches. Koordinaten, Titel, Beschreibung. Diese GPX-Datei muss nur noch auf das Android, was für mich ein erstaunlich einfacher Akt war. USB aktivieren, Datei kopieren, USB wieder ausschalten. Fertig.

Da stehe ich also mitten in der Buga-Stadt Schwerin mit dem schicken flachen Google-Phone. Zuerst brauche ich mal was, um mir die Caches* überhaupt darstellen zu lassen. Ich starte den Android Market - das Gegenstück zu Apples AppStore. “Geocaching” als Stichwort reicht, um ein bißchen mehr als eine handvoll Anwendungen auswerfen zu lassen, die mir der Market als passendes Suchergebnis liefert. Darunter ein paar klangvolle Namen. “GeoBeagle”, “Geodroid”, “Orienteer” - die Namen klingen wie in einem SciFi-Film von vor 40 Jahren.

Doch mein Blick schweift über die Liste der Suchergebnisse und bleibt an einer Stelle hängen. “CacheMate“. Hä? Kennichdoch! Klar, das habe ich mir vor Jahren mal für meinen PDA geholt. Sogar richtig gekauft. Mit Geld und so. War ein prima Tool, um eben nicht nur von A nach B zu kommen, sondern um auch Cachebeschreibungen zu lesen, Spoilerbilder zu sehen, Hints zu decrypten oder Logs der Vorfinder zu studieren. Nun gut, gibt's jetzt also auch für Android. Und kann ja nicht so verkehrt sein. Kostet allerdings auch nochmal 10 Dollar. Wobei: Ich habs ja schonmal gekauft - gibts da eventuell… Gibt's nicht, stelle ich nach kurzer Recherche fest. Ok, also nochmal. “App” auf dem Android zum Kauf auswählen, mit Google Checkout den Kauf abwickeln. CacheMate lädt, ist wenig später installiert. Anklicken, GPX-File laden - und los. Das ist jetzt tatsächlich nicht übertrieben, sondern war wirklich in dieser Kürze erledigt.

Nun geht's aber los: Ich will ja was finden. Also den nächsten Cache ausgesucht. Die Menüführung ist sauber, die Details aus Cachebeschreibung und Logs* alle vorhanden. Einzig mit den Spoilerbildern* hapert es ein wenig, die bekomme ich auch zum Ende meines Tests nicht mehr zum Laufen. Ich will jetzt los, also den Navigationsmodus angeschaltet. Ein zappelnder grüner Pfeil erscheint auf meinem Display. Offensichtlich genau so nervös, wie ich es gerade bin. Unruhig springt die Pfeilspitze die Himmelsrichtungen abwechselnd an. Ich gehe einfach mal ein paar Schritte. Der Pfeil bekommt seine Nervosität so langsam in den Griff. Ich auch. Aber ich muss mich auf dem Display mit den vielen Informationen erst noch orientieren. Wie weit isses nu noch? Ach da, 93 Meter. 92. 91.


Hm, gibts nicht außer dem Pfeil, der nun wie auf Baldrian ist, noch irgendwas schickes… Kartenmodus! Also umgeschaltet und siehe da: Kennste doch - Google Maps. Mit kleiner Schatzkiste drauf. Und der dicke blaue Kuller bin dann wohl ich. Die Karte bringt mich bis kurz vor das Ziel. Im Nahbereich schalte ich wieder zum grünen Freund um. Der hilft mir hier wesentlich besser. Noch 5, 4, 3 - ich bin da. Hier? HIER?

Also suchen. Nicht lange, gebe ich ja zu. Aber ich muss das jetzt aus dramaturgischen Gründen noch ein wenig hinauszögern. Denn hin und wieder, da sind meine Einstellungen (eigentlich die vom Androiden, aber da wir beide schon sowas wie eine Einheit sind, bleibe ich mal beim ich) dran Schuld, schaltet sich das Display aus. Richtig so, dass ich es erst wieder anschalten muß. Etwas lästig. Die Lesbarkeit (jaja, ich komme gleich zum Fund!) ist übrigens gar nicht so übel. Hier ist Sonne. Also so richtig Sonne. Mit Licht, viel Licht. Und trotzdem konnte man das Display gut ablesen. Aber man muss sich daran gewöhnen, den Android tatsächlich relativ ruhig zu halten.

OK, Spannungsbogen, Dramaturgie - wo wollte ich hin? Richtig, zum Fund. Da suche ich also an dem mir offerierten Nullpunkt und werde tatsächlich fündig. Ja gibts denn sowas? Da liegt wirklich ein Cache. Nicht zu fassen. Tolles Gerät, dieses Android. Na jedenfalls hat es die erste Prüfung zur Zielführung mit sehr gut bestanden.

Es gibt - wie die Leser, die bereits weiter oben schon mit dem Lesen begonnen haben, noch in Erinnerung haben dürften - nun noch eine handvoll weiterer “Apps” aus dem “Market” für das “Android”. GeoBeagle habe ich mir installiert. Eine interessante Mischung aus Nutzung des Browsers und GoogleMaps. Allerdings auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Hat man jedoch das Prinzip verstanden, eine interessante Ergänzung. Der Geodroid hingegen klang interessant.

Jedoch, so scheint es, steckt die Entwicklung von wirklich guten (im Sinne von handelbaren, anwendungsreifen) Tools auf dem Androiden noch ein wenig in den Kinderschuhen. Beim Geodroid gibt es beispielsweise keine Such- und Filterfunktionen. Schonmal mit einer GPX-Datei mit mehr als 20 Einträgen gearbeitet? Da werden die Kinder beim Auswählen des nächsten Caches zur Überbrückung gerne auf den Spielplatz geschickt… Relativ neu scheint OpenGPX zu sein. Und im Handling meinen Geschmack treffend. Und OpenGPX macht tatsächlich einen stabilen, soliden Eindruck, trägt aus meiner Sicht zurecht "paperless" in der Beschreibung. Denn nichts ist schlimmer, als 20 Cachebeschreibungen inklusive Karten ausgedruckt mitzuschleppen. Vom grünen Gewissen ganz zu schweigen.

Fazit: Geocaching und Android

Die Frage nach der Tauglichkeit in puncto Geocaching ist mit einem klaren "vielleicht" zu beantworten. "Ja", weil der Android alles mitbringt, was man grundsätzlich zum papierlosen Suchen von Tupperdosen benötigt. "Vielleicht" aber, weil die Anzahl an Applikationen aus meiner Sicht noch absolut überschaubar ist. Allerdings sagt die Anzahl natürlich nichts über den Entwicklungsstand aus. Mit einer Software wie CacheMate kann man nicht nur “leben”, sondern sie dürfte auch zumindest für die nächste Zeit der Maßstab sein (es sei denn, ich habe jetzt die absolute Überflieger-Geocaching-Android-Applikation vollkommen übersehen oder war nicht bereit, 150 Dollar auszugeben). Das Android (man verzeiht ja gerne beispielsweise den sich schnell leerenden Akku bei Dauerdienst am Display und im Netz) lasse ich bei meinen Geocaching-Touren nicht mehr zu Hause.

Post von Alexander Balow (aba)
in Zusammenarbeit mit Stefanie Schneider, Google-Team

Glossar:
* GPX-Datei: XML-Datei, die Geodaten beschreibt
* Cache: Das Ziel des Geocachers, ein "geheimes" Versteck. Oftmals eine Plastikdose unterschiedlicher Größen. In Großstädten oftmals Filmdosen.
* Logs: Geocacher dokumentieren im Internet ihre Funde und schreiben dazu jeweils ein sogenanntes Log.
* Spoilerbilder: Fotos, die Hinweise zur Lage des Caches geben