Sie gingen auf Wanderschaft – und brachten Google Wave mit

28. Mai 2009 | Donnerstag, Mai 28, 2009

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Anfang 2004 interessierte sich Google für unsere winzige Kartierungsfirma „Where 2 Tech“, die ich zusammen mit meinem Bruder Jens gegründet hatte. Wir freuten uns darauf, zu Google zu gehören und begründeten Google Maps mit. Aber wir dachten weiter und fragten uns: Was würde nach Maps kommen?

Wie immer hatte Jens die richtige Idee: Kommunikation. Ihm fiel auf, dass die beiden erfolgreichsten Wege der digitalen Kommunikation, E-Mail und Instant Messaging, bereits in den 60er Jahren entworfen wurden. Sie bildeten die Kommunikationswege der realen Welt nach – E-Mail für Briefe und IM für Telefonanrufe. Seitdem sind so viele verschiedene neue Wege entwickelt worden – Blogs, Wikis, kollaborative Dokumente usw. – und Computer und Netzwerke haben sich enorm verbessert.

Also schlug Jens eine neue Art der Kommunikation vor, bei der all diese Fortschritte der Ausgangspunkt sein sollten. Ich war sofort begeistert. (Mein Bruder behauptet zwar, er hätte stundenlang auf mich einreden müssen, aber meine Version hört sich besser an.)

Wir hatten bei der Arbeit an Google Maps – der Prototyp unserer Firma „Where 2 Tech“ diente als Grundlage – eine tolle Zeit. Aber irgendwann war es soweit. Wir verließen das Maps-Team und setzten die Idee meines Bruders in ein Projekt mit dem Arbeitstitel „Wanderschaft“ (Walkabout) um.

Das Projekt begann mit einigen schwierigen Fragen:

  • Warum müssen wir uns überhaupt mit verschiedenen Kommunikationsarten herumplagen – E-Mail oder Chat, Unterhaltung oder Dokument?
  • Könnte nicht eine einzige Art der Kommunikation alle oder die meisten heute im Internet gebräuchlichen Systeme übergangs- und reibungslos zusammenbringen? Wie einfach ließe sich das gestalten?
  • Sollten wir nicht lieber eine neue Form der virtuellen Kommunikation entwickeln, mit der sich die Möglichkeiten der heutigen Computer nutzen lassen, als uns an der realen Welt zu orientieren?
Monatelang haben wir uns in einem Konferenzraum in unserem Büro in Sydney vergraben. Dann meldete sich unser Fünf-Mann-Team mit einem Prototyp zurück.

Zwei Jahre lang haben wir jetzt konsequent an den Ideen, dem Team und der Technologie gefeilt. Und wir freuen uns schon darauf, der Welt unsere Entwicklung zu präsentieren. Heute geben wir Entwicklern einen Einblick in Google Wave.

Eine „Wave“ ist gleichzeitig Unterhaltung und Dokument. In der „Wave“ kann man sich mit Text, Bildern, Videos, Maps und mehr miteinander unterhalten, aber auch gemeinsam arbeiten.


Das Konzept lässt sich folgendermaßen beschreiben: In Google Wave erstellt man eine Wave und fügt Leute hinzu. Alle Teilnehmer der Wave können auf gestaltete Texte, Fotos, Gadgets und sogar Feeds aus anderen Quellen im Internet zugreifen und eine Antwort einfügen oder die Wave selbst bearbeiten.

Das ist parallele Textbearbeitung: Fast in Echtzeit sieht man auf dem Bildschirm, was die Wave-Kollegen gerade eintippen. Dies bedeutet, dass Google Wave für schnelle Nachrichten ebenso gut geeignet ist wie für dauerhaften Inhalt – das macht Zusammenarbeit und Kommunikation erst möglich. Es gibt auch eine Wiedergabe-Funktion, um die Entwicklung der Wave nachzuverfolgen.

Genauso wie bei Android, Google Chrome und vielen anderen Google-Anwendungen möchten wir den Quellcode als Open Source zur Verfügung stellen, um die Entwicklergemeinde daran teilhaben zu lassen. Google Wave ist sehr offen und erweiterungsfähig, Wir laden Entwickler ein, noch vor der Einführung coole Sachen hinzuzufügen.

Google Wave besteht aus drei Ebenen: Produkt, Plattform und Protokoll.
  • Das Produkt Google Wave (für Entwickler vorab verfügbar) ist die Internetanwendung, mit der man auf Waves zugreifen und diese bearbeiten kann. Es handelt sich um eine HTML-5-Anwendung, die mit Google Web Toolkit erstellt wurde. Es umfasst einen Texteditor und weitere Funktionen wie Drag-and-Drop auf dem Desktop. Damit lassen sich zum Beispiel Fotos direkt in die Wave einfügen.
  • Google Wave kann auch als Plattform mit vielen offenen Programmierschnittstellen (APIs) angesehen werden. Über sie können Entwickler Waves in andere Internetdienste einbinden und Erweiterungen gestalten, die innerhalb der Waves selbst arbeiten.
  • Das Google Wave-Protokoll ist die Basis für das Speichern und das Mittel zur gemeinsamen Nutzung der Waves, inklusive einer parallelen „Echtzeit“-Steuerung, mit der Änderungen den Nutzern in allen genutzten Diensten sofort angezeigt werden. Das Protokoll wurde speziell für eine offene Zusammenarbeit entworfen, so dass alle Wave-Dienste miteinander und mit Google Wave kombiniert werden können. Um die Übernahme des Protokolls zu fördern, möchten wir den Code von Google Wave als Open Source bereitstellen.
Es bleibt also noch eine Frage, bei der wir eure Hilfe benötigen: Was können wir sonst noch damit machen?

Falls ihr Entwickler seid, die Ärmel hochkrempeln und mit uns an Google Wave arbeiten möchtet, geht bitte auf http://code.google.com/apis/wave/, um mehr über Google Wave APIs zu erfahren, und auf http://www.waveprotocol.org/ für das Google Wave Federation Protocol.

Wenn ihr über die Einführung von Google Wave benachrichtigt werden möchtet, könnt ihr euch unter http://wave.google.com/ registrieren. Für die öffentliche Freigabe haben wir noch keinen Termin festgelegt, da an Google Wave noch ein paar Monate aus Sicht der Entwickler gearbeitet werden soll. Wir freuen uns schon auf das Feedback der Bastler. Es stehen im Laufe der Zeit zweifellos noch einige Veränderungen an Produkt, Plattform und Protokoll an.

Wir sind auf eure Ideen gespannt!

Post von Lars Rasmussen, Software Engineering Manager